Dear Evan Hansen

Stadttheater Fürth – Premiere am 11. Oktober 2024

Wenn man auf viele Jahre zurückblickt und auf viele Musicals, sind da immer wieder welche, die herausstechen, die bleiben, an die man zurückdenkt. Doch das, was das Publikum heute erlebt hat, war in vieler Hinsicht einmalig. Schon in der Pause merkten einige, dass sie alleine sein wollten, verarbeiten und fühlen wollten, was sie bereits bis dorthin erleben durften. Und nach dem Schlussapplaus blieb dieses Gefühl sowie Dankbarkeit ein Teil gewesen zu sein von den ganz großen Momenten des Musical-Lebens, Momente, die man immer wieder in sich zurückrufen kann und will.

Dear Evan Hansen – vielfach ausgezeichnet und auch auf der Kinoleinwand ein großer Erfolg, kam im März 2024, in der Kooperation mit dem Musical Frühlings Gmunden und dem Stadttheater Fürth, als deutschsprachige Erstaufführung nach Gmunden und nun nach Fürth. Die Dialoge und Songtexte wurden gefühlvoll ins Deutsche übersetzt und verfehlten dadurch ihre Tiefe und Innigkeit nicht. Den Mut zu haben ein Musical zu schreiben und dieses auf die Bühne zu bringen, welches Themen wie Depressionen, Angststörungen, Suizid und Trauer behandelt, ist sicher sehr selten. Und es dazu noch so zu schreiben, dass es nicht runterzieht, sondern zum Verstehen führt, ist einfach nur großartig.

Wenn man dazu nun auch noch das richtige Gespür für die absolut grandioseste Cast hat, dann kommt es zu solchen Abenden wie heute, am Premierenabend, und sicherlich auch in den folgenden Aufführungen bis zum Sonntag, den 20. Oktober 2024.

Dear Evan Hansen fesselt jeden Einzelnen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Geschichte zeigt, wie jeder mit seinem Kummer anders umgeht, wie man durch die verschiedenen Sichtweisen, sei sie real oder fiktiv, anders empfindet. Die Darsteller bringen diese intensiven Gefühle, den der Suizid von Connor (Jelle Wijgergangs) auslöst, gekonnt wider. Und doch ist Connor immer präsent. Durch die Geschichte, die Evan Hansen (Denis Riffel) um sich herum aufbaut, dreht sich oft die Gefühlswelt der anderen Trauernden um. Die Familie findet die Liebe zu Connor, die er im Leben nie gegeben hat. Evan Hansen findet endlich zu sich selber.
Wenn man nicht alleine ist, geht halt vieles einfacher.

Bei solch einer Cast sich den ein oder anderen genauer anzuschauen wäre sicher nicht fair. Sie sind allesamt hervorragende Darsteller und wunderbare Sänger, sie alle füllen ihre Rolle komplett aus. Und doch kommt man nicht herum sich zu fragen: Wie macht Denis Riffel (Evan Hansen) das? Er ist so in seiner Rolle, bis in den kleinsten Finger geht seine Anspannung, wenn es ihm nicht gut geht. Er sendet seine Gefühle auf die Bühne und bis zur letzten Reihe des Theaters. Bei hochemotionalen Szenen laufen ihm die Tränen runter als fühle er wie Evan Hansen. So eine Intensität zu erleben, das dürften die meisten Gäste noch nie erlebt haben.

Das Bühnenbild ist funktionell und lässt sich schnell verändern. Viel wird durch Videoprojektionen verstärkt. Der Sound ist gut eingestellt, das Orchester untermahlt, aber übertönt nicht. Auch in diesen Bereichen ist diese Aufführung ein Genuss.

Besetzung:

Evan Hansen – Denis Riffel
Heidi Hansen – Anna Thorén
Zoe Murphy – Michaela Thurner
Connor Murphy – Jelle Wijgergangs
Cynthia Murphy – Monika Maria Staszak
Larry Murphy – Yngve Gasoy-Romdal
Jared Kleinmann – Savio Byrczak
Alana Beck – Vanessa Heinz

Video auf dem Kanal vom Stadttheater Fürth

Buch: Steven Levenson
Musik und Gesangstexte: Benj Pasek und Justin Pual
Deutsch: Nina Schneider

Regie und Bühnenbild: Markus Olzinger
Musikalische Leitung: Jürgen Goriup
Choreografie: Wei-Ken Grosmann-Liao
Kostümbild: Elisabeth Sikora
Lichtdesign: Ingo Kelp
Tondesign: Roland Baumann
Visuell Artists: VAME

sowie das Team Fürth.

Bis 20. Oktober 2024 im Stadttheater Fürth
Empfohlen ab 14 Jahren

Sprache: Deutsch
Dauer: ca. 2 Std. 30 Minuten (incl. 20 Minuten Pause)

Alle Infos und Tickets am Stadttheater Fürth

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© Der Musikjournalist – Erika Urban // Irrtümer und Änderungen vorbehalten.