Don Camillo & Peppone
Weltpremiere am Theater St. Gallen - 30. April 2016
Der rote Teppich war ausgerollt für die Gäste dieses Abends. Lange war geprobt worden, viele Hände bauten an dem Bühnenbild, Darsteller wurden gecastet, Kostüme wurden entworfen und angepasst. Eine Weltpremiere ist eine Neugeburt, nichts, außer dem Grundgerüst, der Geschichte, kann übernommen werden, alles entspringt als Idee und wird nach und nach zu einem Ergebnis. Würde es überhaupt funktionieren eine solch weltbekannte Geschichte auf die Bühne zu bringen? Wie setzt man das um?
Don Camillo & Peppone wurde spätestens nach seiner ersten Verfilmung mit Fernandel im Jahre 1952 absoluter Kult, das Buch stammt aus der Feder von Giovannino Guareschi.
Vor über 10 Jahren reifte der Gedanke in dem mehrfach ausgezeichneten Autoren
Michael Kunze, diese Geschichte als Musical umzusetzen. So entstanden das Buch und die Liedtexte aus seiner Feder und sein langjähriger Freund
Dario Farina komponierte die Musik. Ein langer Weg von der Idee bis zur Uraufführung. Beide Väter des Musicals waren heute bei dieser Koproduktion des Theater St. Gallen und den Vereinigten Bühnen Wien anwesend.
Auch Sylvester Levay, Komponist vieler großer Musicals, war mit seiner Frau Monika unter den Gästen.
Um 19:30 hatte jeder Gast seinen Platz eingenommen und der 1. Akt begann mit der gewonnen Wahl von Peppone zum Bürgermeister. Don Camillo hadert mit dem Wahlergebnis und eine weitere Stimme füllt den ganzen Saal: Jesus spricht mit ihm. Und noch jemand ist auf der Bühne: Die alte Gina! Diese Rolle wurde als Erzählerin hinzugeschrieben und verbindet von Anfang an die einzelnen Geschichten, in und um den kleinen Ort Boscaccio, zu 135 Minuten mitreissender Musik, Szenen voller Witz und der schwierigen und großen Liebe zwischen Gina und Mariolino, zu einem großen Ganzen. JA !!! Es ist mehr als gelungen diesen Kultfilm auf die Bühne zu bringen. Don Camillo und Peppone, zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Pfarrer und Bürgermeister. Der Schwarze und der Rote. Und doch verbindet sie eine Freundschaft und die Liebe zu dem Ort Boscaccio mit seinen 36 Häusern und 170 Seelen. Der eine kann ohne den anderen nicht sein.
Maya Hakvoort spielt die alte Dame Gina mit
solch einer Hingebung und verzaubert damit
das Publikum von der ersten Sekunde an. Wer
sie nicht kennt glaubt nie, dass unter der Maske
der ca. 90 jährigen Frau eine Darstellerin
steckt, die gerade mal halb so alt ist. Ihre klare
Stimme umhüllt jedes ihrer Lieder und lässt
diese zu einem magischen Moment werden.
Andreas Lichtenberger! Er wird für immer
Don Camillo bleiben. Seine Mimik, seine Art
diese Rolle seins werden zu lassen, muss man
gesehen haben. Unbeschreiblich und
unvergesslich. Es ist seine Paraderolle welche
er auch stimmlich optimal besetzt.
Frank Winkels, der Peppone von St. Gallen.
Niemand hätte den Gegenspieler von
© Andreas J. Etter Don Camillo so verkörpern können.
Jaqueline Reinhold spielt die junge Gina im Kampf gegen ihren Vater und um ihre Liebe zu Mariolino, dargestellt von Kurosch Abbasi. Das Duett „Du und ich auf einer Insel“ ist einer der Momente in denen jeder im Saal Gänsehaut bekommt. Die Stimmen harmonisieren und umschmeicheln sich und machen dieses Lied zu einer der vielen Besonderheiten des Abends.
Walter Andreas Müller spielt den, eigentlich bereits toten und doch immer wieder lebenden, Großvater von Gina. Der 70 jährige Moderator und Schauspieler ist einfach umwerfend in dieser Rolle. Voller Witz und Charme spielt er diese liebenswerte und schrullige Rolle.
Das Casting der einzelnen Charaktere ist ebenso hervorragend gemeistert worden, wie der Bau der Bühne. Im Vordergrund der Fluss, in dem man auch mal gerne die Füße baumeln lässt. © Andreas J. Etter
Die Seiten und den Hintergrund der Bühne füllt ein
großes Haus im alten italienischen Stil, dominiert von
einem Balkon im ersten Stock, der im hinteren Teil
fast gänzlich vom Orchester eingenommen wird. In
kürzester Zeit wird die Bühne in die
verschiedenen Räumlichkeiten der Szenen
umgebaut, in dem von oben riesige Mauern incl. den
Toren herabgelassen werden. So entstehen die
Kirche, das Bürgermeisterbüro, die Schule und noch
viele andere Orte innerhalb von wenigen Sekunden
ohne durch Umbauten gestört zu werden. Als die
große Flut beginnt, welche das Dorf zu zerstören
© Andreas J. Etter droht, regnet es minutenlang auf der Bühne in Strömen – technisch so gelöst, dass nur ein kleiner Fleck wirklich nass wird. Das Theater ist architektonisch, akustisch sowie technisch genauso ein Meisterwerk wie das Bühnenbild.
Am Schluss heißt es Standing Ovations! Minutenlang steht das Premierenpublikum und klatscht ohne Unterlass. Was für ein Abend für die Darsteller und seine Gäste.
Das Musical „Don Camillo und Peppone“ ist für jeden mehr als sehenswert. Es vereint eine gute Geschichte, wunderbare Musik, einzigartige Stimmen, witzige Passagen und Momente zum Dahinschmelzen.
Termine und Tickets für das Theater St. Gallen sind nachzulesen auf der Website www.theatersg.ch.
Silvester 2016 fällt in St. Gallen der letzte Vorhang. Don Camillo & Peppone zieht mit seinen Darstellern nach Wien ins Ronacher Theater. Hier findet Ende Januar 2017 die Österreichische Erstaufführung statt.
Premierenbesetzung
Die alte Gina, Erzählerin: Maya Hakvoort
Don Camillo: Andreas Lichtenberger
Peppone: Frank Winkels
Gina: Jaqueline Reinhold
Mariolino: Kurosch Abbasi
Filotti, Ginas Vater: Reinhard Brussmann
Nonno, Ginas Großvater: Walter Andreas Müller
Brusco, Mariolinos Vater: Thorsten Tinney
Laura Castelli, Lehrerin: Femke Soetenga
Maria, Ginas Mutter: Patrica Hodell
Cecilia: Marja Hennicke
Dottore, Dorfarzt: Dean Welterlen
Jesus, Stimme des Gewissens: Marlon Wehmeier
Oberschulrat: Florian Fetterle
Polini Artemio: Michael Souschek
Ensemble: André Bauer, Colleen Besett, Patricia Hodell, Franziska Kemna, Gabriela Ryffel, Stéphanie Signer, Marco Toth, Matthias Trattner.
Don Camillo&Peppone-Band: Robert Paul (Bandleader, Keyboard), Dimitri Kindle (Keyboard), Adrian Pflugshaupt (Reed), Jörg Sandmeier (Reed), Christoph Ellensohn (Horn), Erst Kessler (Trompete), Roché Jenny (Trompete), Stefan Schlegel (Posaune), Olaf Krüger (Violoncello), Oliver Keller (Gitarre), Stefan Schroff (Gitarre), Stephan Reinthaler (Bass), Orlando Ribar (Drums), Thomas Büchel (Timpani, Perkussion)
© Erika Urban
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