Jesus Christ Superstar
Premiere im Deutschen Theater München am 13. April 2016
Premiere von Jesus Christ Superstar im Deutschen Theater München. Die Plätze waren nicht alle gefüllt. Champions League Viertelfinale – Der FC Bayern spielt.
1971 kam dieses Rock-Musical das erste Mal auf die Bühne, die Musik wurde von Andrew Lloyd Webber komponiert, das Buch stammt von Tim Rice. Damals hielten sich die Macher noch an die originalgetreue Darstellung um die Zeit 30 n. Christus.
Am heutigen Abend sieht das Publikum eine neue Produktion im englischen Original von BB-Promotion, welche sich als Grundlage die Version aus dem Jahre 2000 nimmt, in der alles modern war, Jesus, damals wie heute in der Besetzung mit Glenn Carter, im Herrenunterhemd seine Rolle singt und die Jünger in Jeans, Lederjacke und mit Maschinenpistolen hinter ihren Heiland stehen, und der alten Version, mit authentischer Kleidung aus der Zeit von Jesus Christus. Auf Text wird gänzlich verzichtet, die 110 Minuten reine Spielzeit sind durchkomponiert und so wirken die einzelnen Szenen mit seinen Liedern ab und zu abgehackt, es fehlt eine Verbindung zur nächsten. Zum besseren Verständnis werden Rechts und Links der Bühne kurze Inhaltsbeschreibungen auf Deutsch eingeblendet. Aus einem Rock-Musical ist eine Rock-Oper geworden. Leider hat BB-Promotion einige moderne Stücke belassen, eine Cabaret-Einlage und Herodes (heißt heute Abend King Herod) bringt tatsächlich ein paar Zuschauer zum Lachen, da er wirkt, als wär er gerade der Rocky Horror Show entsprungen.
Auch ob es gut ist, die Kreuzigung wie in einem Horrorfilm auszuleben, verbal wie in der Länge, die Auferstehung kurz zu halten und von dieser direkt in den Schlussapplaus überzugehen, ist sicherlich Geschmacksache. Das Publikum hatte sich auf alle Fälle gerade von dem Kreuzigungs-Schock erholt, da war die Cast schon mit ihren Blumen verschwunden.
Soviel kurz zum Inhalt.
Es soll hier nicht vermittelt werden, dass der Abend nicht gut war, er war eigenartig und hatte auf alle Fälle auch seine Höhepunkte. Einer von diesen war sicherlich das Duett zwischen Maria Magdalena und Petrus „Could we start again, please“. Die Besetzung der Maria Magdalena (heute Abend heißt sie Mary Magdalene), ist einfach sensationell. Die 22 jährige Rebekah Lowings ist noch recht unbekannt aber sicher die Entdeckung des Jahrzehnts. Ihre Stimme ist klar, kraftvoll und kommt tief aus ihrem Inneren. Es drängt sich der Gedanke auf, sie ist einfach göttlich. Allgemein sind die Stimmen der gesamten Cast des Londoner West End es wert dieses Gastspiel am Deutschen Theater anzusehen. Überzeugen können sie fast alle. Tim Oxbrow als Judas und Carl Lindquist als Petrus (heute Abend Peter) reißen jeden einzelnen im Publikum zu frenetischen Applaus hin. Caiaphas, dargestellt von Steve Fortune, fasziniert durch seinen tiefen klaren Bass, der bei vielen Gästen ein ängstliches Gefühl auslöst. Auch der Kinderchor aus Taufkirchen bei München war sensationell. Lediglich Glenn Carter, mittlerweile in die Jahre gekommen, überzeugt nicht immer in seiner Rolle als Jesus. Nicht jeder Ton ist klar und auch körperlich, in seinem langen, weißen Kleid, oder mit nacktem Oberkörper am Kreuz, geht er nicht mehr als Anfang 30 Jähriger durch, der Jesus nun mal bei seinem Tod war.
Die Besetzung der Live Band gleicht der einer Rockband. 2 Keyboards, 2 Gitarren, Bass, Drums und Percussion. Im Parkett wird die Musik teils als zu laut empfunden. Auf dem Balkon ist Musik und Gesang gut ausgependelt.
Sensationell ist auch das Bühnenbild. In der Mitte, im hinteren Teil, dominiert ein ca. 8 Meter hohes Tor, Rechts und Links ebenso hohe Bühnenaufbauten. Außer dem Tor lässt sich nur noch die Treppe variieren. Stimmungen werden gekonnt durch die Beleuchtung ausgelöst.
Wer sich einfach durch Weltklasse Stimmen verzaubern lassen will und Songs, die schon seit Jahrzehnten Kult sind hören will, für den ist ein Abend im Deutschen Theater München mit Jesus Christ Superstar genau das richtige und ganz sicher ein Besuch wert. Noch bis zum 24. April 2016 hat jeder die Möglichkeit diese einzigartigen Stimmen der Stars vom Londoner Westend zu erleben. In München endet die Tour durch 5 Städte in Deutschland und der Schweiz.
Besetzung des Premierenabends am 13. April 2016:
Jesus – Glenn Carter
Judas – Tim Oxbow
Caiaphas – Steve Fortune
Annas – Alistair Lee
Pilate – Christopher Jacobsen
Herod – Tom Gilling
Mary Magdalene – Rebekah Lowings
Peter – Carl Lindquist
Simon – Andy Blake
Andrew/Soldier – Craig Golding
John/Priest – Ashley Luke Lloyd
Thaddeus/Priest – Marc Akinfolarin
Thomas – Richard J. Hunt
Matthew – Sam Hallion
Nathaniel – Callum Fitzgerald
Apostle – Michael Ward
Woman 1 – Dani Acors
Woman 2 – Lizzie Ottley
Woman 3 – Molly McGuire
James/Soldier – Matt Blaker
Tickets gibt es direkt online beim Deutschen Theater.
© Foto: Pamela Raith
© Bericht: Erika Urban
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